Inhaltsangabe
Kurzbeschreibung
Der Handlungsort ist eine heruntergekommene Mietskaserne in Berlin. Die handelnden Figuren kommen aus allen bürgerlichen Schichten, wobei die erste Gruppe zur gesellschaftlichen Unterschicht gehört: dazu gehören Familie Knobbe, Pauline Piperkracka, Bruno Mechelke und Quaquaro an. Das Bürgertum als zweite Gruppe bilden Familie John und die Schüler des Theaterdirektors Harro Hassenreuter ab. Die Oberschicht wird durch die Familie Hassenreuter repräsentiert. Erich Spitta und der Pastor können zum Bildungsbürgertum gezählt werden.
1. Akt
Der ehemalige Theaterdirektor Harro Hassenreuter betreibt im Dachgeschoss der Mietskaserne einen Kostümverleih. Jette John ist seine Reinigungskraft, die mit ihrem Mann Paul im zweiten Stock lebt. Herr John ist meistens auf Montage in Altona. Das Ehepaar leidet seit dem Tod ihres ersten Kindes unter ihrer Kinderlosigkeit. Das polnische Dienstmädchen Pauline Piperkracka ist ungewollt schwanger geworden und hat Angst vor den gesellschaftlichen Folgen. Daher bietet Jette John ihr an, das Kind abzukaufen. Dadurch wären beide in einer Win-win-Situation, denn Pauline wäre ihr ungewolltes Baby los und Jette hätte wieder ein Kind, um das sie sich kümmern könnte. Jettes Bruder Bruno kommt hinzu. Aufgrund der Narben im Gesicht und seine großen Muskeln macht er einen angsteinflößenden Eindruck. Er wird von Jette mit Pauline zusammen auf dem Dachboden versteckt, als sie Geräusche im Haus vernehmen. Denn das Dachgeschoss ist sonntags geschlossen und die Anwesenden haben Angst, vom Theaterdirektor erwischt zu werden. Jette trifft auf Walburga Hassenreuter, die mit ihrem Privatlehrer und Geliebten Erich Spitta verabredet ist. Da nun der Direktor Hassenreuter das Dachgeschoss betritt, verstecken sich auch Jette und Walburga auf dem Dachboden. Der Direktor bekommt Besuch von seiner jungen Geliebten Alice Rütterbusch. Diese versteckt er im Nebenzimmer, als Erich Spitta auftaucht, der ja wiederum mit der Tochter Hassenreuters, Walburga, verabredet ist. Spitta erzählt dem ehemaligen Theaterdirektor, dass er Schauspieler werde möchte. Hassenreuter wimmelt ihn ab und gesellt sich wieder zu Alice. Walburga weiß nun von der Affäre ihres Vaters. Bei Pauline haben währenddessen die Wehen eingesetzt und sie gebärt ihr Kind heimlich auf dem Dachboden.
2. Akt
Herr John, der von der Montage zurückgekehrt ist, freut sich über das Kind, da Jette behauptet, es wäre ihr eigenes. Das Dienstmädchen Pauline besucht Frau John. Sie möchte ihr das Geld zurückgeben und das Kind sehen. Jette John reagiert äußerst wütend und schlägt Pauline. Diese erzählt ihr zudem, dass sie das Kind aus Angst vor einer Strafe beim Standesamt angemeldet hätte. Deswegen würde am nächsten Tag ein Gemeindemitarbeiter bei ihr vorbeischauen, um die Zustände des Mietshauses und der Familie John zu betrachten.
3. Akt
Der Direktor Hassenreuter gerät bei einer misslungenen Theaterprobe in einen Streit mit Spitter, weil dieser ein Vertreter des Naturalismus ist und die deutsche Klassik für wirklichkeitsfremd hält. Er ist nämlich davon überzeugt, jeder Mensch habe die Fähigkeit, Schauspieler werden zu können. Der Direktor hingegen nimmt eine sehr konservative Haltung zu diesem Thema ein. Bei einer Durchsuchung des Dachbodens werden außerdem eine Glasscherbe und Blutflecken gefunden, was auf ein Verbrechen hindeutet. Frau John fährt indessen mit dem Kind zu ihrer Schwägerin.
Vertiefung
In der naturalistischen Strömung der Theatergeschichte wird ein Stil vertreten, der sich sehr eng an der Realität orientiert. Es geht darum, die Menschen und ihre Umgebung so glaubwürdig wie möglich wiederzugeben. Dies bezog sich vor allem auf Angehörige der ständischen Unterschicht. So wurde auf Verssprache größtenteils verzichtet und mehr Dialekt eingeführt.
Pater Spitta erscheint bei Hassenreuter, weil er seinen Sohn auf den rechten Weg zurückführen möchte. Er kritisiert Berlins Verfall der Sitten und zeigt ein Bild von Walburga mit einer Liebesnachricht an seinen Sohn. Die Liaison zwischen den beiden fliegt auf und Direktor Hassenreuter stellt seine Tochter daraufhin wütend zur Rede. Anschließend erscheinen Pauline und die Nachbarin Frau Kielbacke mit einem verwahrlosten Säugling. Pauline behauptet, dass es sich um ihr Kind handle, welches von Frau John vernachlässigt wurde. Schutzmann Schierke sucht gleichzeitig nach dem verlorenen Baby der drogenabhängigen Nachbarin Frau Knobbe. Nun behaupten beide Frauen, dass es sich bei dem Säugling um ihr Kind handelt. Während des Durcheinanders und der Diskussion zwischen den Anwesenden stirbt das Kind.
4. Akt
Herr John kommt von der Montage zurück und wird vom Hausmeister Quaquaro über die Geschehnisse im Haus informiert. Das Dienstmädchen Pauline ist verschwunden, weshalb die Polizei nun nach Jettes Bruder Bruno sucht, da er im Verdacht steht und zuletzt mit Pauline zusammen gesehen wurde. In der Zwischenzeit treffen sich Walburga und Spitta, da sie trotz des Widerstands ihrer Eltern zusammen sein wollen. Auch Frau John kehrt mit dem Kind zurück. Sie redet wirr durcheinander und hat Angst, dass ihr Mann die Wahrheit über das Kind erfahren hat. Dann taucht plötzlich Bruno auf, den Paul John mit einer Pistole bewaffnet verjagen möchte. Jette setzt sich für ihren Bruder ein und als beide alleine sind, bittet Bruno sie um Geld. Dies benötigt er, weil er Pauline im Affekt umgebracht hatte und nun fliehen muss. Eigentlich sollte er Pauline nur auf Jettes Wunsch hin einschüchtern, damit sie das Kind behalten könne. Das Dienstmädchen habe sich aber gewehrt und Bruno sie daraufhin mit einem Messer erstochen.
5. Akt
Das Haus ist abgesperrt. Jette wacht in Sorge um Bruno auf dem Sofa auf. Nun treten auch Herr John und der Direktor Hassenreuter hinzu. Paul John möchte Bruno ausliefern, da er von dem Mord an Pauline weiß. Aus Wut, weil seine Frau immer noch zu ihrem Bruder hält, schreit er, das ganze Haus sei von Ungeziefer und Ratten befallen und könne jeden Moment zusammenbrechen. Er möchte mit dem Kind verschwinden, erfährt jedoch von Frau Knobbe, dass es nicht sein leibliches Kind sei. Sie erzählt, dass Pauline das Kind auf dem Dachboden geboren und sie es anschließend in die Wohnung der Johns gebracht hätte. Frau John wird das Kind abgenommen, welches nun in ein Waisenhaus gebracht werden soll. Jette John reißt sich los, läuft davon und bringt sich durch einen Sprung aus dem Fenster um.